Archäologie Stadt und Landkreis Osnabrück
Die Osnabrücker Archäologie ist seit 1975 für die Stadt und den Landkreis zuständig und gesetzlich verpflichtet, für Erforschung, Pflege und Schutz aller archäologischen Kulturdenkmale zu sorgen.
Das Team betreut 1.500 bekannte archäologische Kulturdenkmale über der Erde wie Großsteingräber, Grabhügel, Wall- bzw. Burganlagen, Kirchen sowie gut 9.000 bislang entdeckte archäologische Fundstellen im gesamten Osnabrücker Land, die vom Beginn der mittleren Altsteinzeit vor etwa 200.000 Jahren bis in die jüngere Vergangenheit datieren.
Aufgaben
- Durchführung von forschungsorientierten denkmalpflegerischen Maßnahmen im Bereich der Archäologie/Bodendenkmalpflege (Pflegeeinsätze, Ausgrabungen, Prospektionen, Sondierungen und Dokumentation)
- Wissenschaftliche Auswertung und Publikationen, Restaurierung und Archivierung von Bodenfunden, Betreuung von Schriften- und Fundarchiven sowie musealen Sammlungen
- Ausstellungsprojekte und Wissenschaftsvermittlung (Präsentation der Arbeitsergebnisse, öffentliche Veranstaltungen, Publikationen und museumspädagogische Aktionen, Exkursionen usw.) in Zusammenarbeit mit verschiedenen Facheinrichtungen und Museen
Als älteste gemeinsame Dienststelle von Stadt und Landkreis kümmert sich die Osnabrücker Archäologie bereits seit 1975 um alle bodendenkmalpflegerischen Belange in der Region. Ihr Arbeitsgebiet ist mit 2.250 Quadratkilometern nur etwas kleiner als das Bundesland Saarland. Hunderte Grabungs- und Fundstellenordner, unzählige analoge Dias, Karten, Fund- und Grabungszeichnungen, zehntausende digitale Fotos, knapp 55.000 verzeichnete Funddatensätze in der Datenbank, wobei die tatsächliche Anzahl an Funden viel höher liegt (ein Datensatz ist nicht gleich einem Fundstück). Über die Jahre ist ganz schön was zusammengekommen.
Das 50-jährige Bestehen bietet Anlass, einen Blick zurück auf die archäologischen Anfänge in der Region, aber auch nach vorne zu werfen. Die Anforderungen und Erwartungen an eine moderne Archäologie steigen stetig. In einem noch nie dagewesenen Ausmaß sind neue Aufgabenfelder hinzugekommen. Moderne Geländeaufnahmen per Drohne und hochauflösende Laserscans offenbaren noch mehr Fundstellen als bislang verzeichnet.
Eine Herausforderung ist auch die extreme Bautätigkeit, überall in Stadt und Landkreis werden ständig neue Flächen erschlossen. Jährlich werden Hunderte Bauleit- und Raumplanungen für Wohn- und Gewerbebauten bearbeitet. Hinzu kommt die Energiewende mit gigantischen Baumaßnahmen von Stromleitungen sowie Windparks. Auch infolge des Klimawandels sind durch die enorme Zunahme von Waldarbeiten viele im Wald bislang geschützt liegende Denkmale über der Erde gefährdet.

Für unsere Natur- und Kulturlandschaft bleibt dies alles nicht ohne Folgen, denn jeder Eingriff bedeutet auch eine unwiederbringliche Zerstörung von Bodendenkmälern. Umso wichtiger ist es, ein Auge darauf zu haben, was rundherum passiert.
Die Aufgabenschwerpunkte Denkmalpflege mit Denkmalschutz, Grabung, Erforschung und Wissenschaftsvermittlung bilden das grundlegende Fundament für die archäologische Arbeit. Hieraus wird Wissen generiert, es entwickeln sich Inhalte bzw. Themen für Ausstellungsvorhaben und öffentlichkeitswirksame Projekte. 2025 wird das Jubiläum der Stadt- und Kreisarchäologie Osnabrück mit Ausstellungen und zahlreichen Veranstaltungen begangen. Freuen Sie sich auf viele spannende Einblicke und begleiten Sie uns auf Entdeckungstour quer durch alle Zeiten.

In den vergangenen drei Jahrzehnten stand Gellenbeck in der Gemeinde Hagen a.T.W. schon des Öfteren im Blickfeld der Bodendenkmalpflege. 1995/96 und 1998 legte die Stadt- und Kreisarchäologie Osnabrück dort Ausschnitte des „Gellenbecker Gräberfeldes“ aus der vorrömischen Eisenzeit (ca. 700 vor bis Christus Geburt) frei.
Die damals beidseits der heutigen Antonius-Tappehorn-Straße vorgefundenen Brandbestattungen stammen aus den ersten Jahrhunderten der Eisenzeit bis 300/200 v. Christus. Weitere Grabungskampagnen in den Jahren 1996 (frühmittelalterlicher Holzkastenbrunnen, 7. Jahrhundert) und 2008 (frühmittelalterliche Grubenhäuser, 7./8. Jahrhundert) zeigten, dass die heutige Ortslage Gellenbeck sich bereits seit vorgeschichtlicher Zeit als gut geeigneter Lebens- und Siedlungsraum anbot.
Seit Herbst 2022 wird ein Areal südlich der Grundschule Gellenbeck an der Görsmannstraße untersucht. Es liegt nur wenig westlich der vor 25 Jahren aufgedeckten Brandgräber des „Gellenbecker Gräberfeldes“. Da solche eisenzeitlichen Friedhöfe häufig eine erhebliche Ausdehnung aufweisen, wurden auf einem zur Bebauung vorgesehenen Areal zunächst Such- und Erkundungsgrabungen durchgeführt. Gleich auf den ersten Metern zeichnete sich die erste Urnenbestattung im anstehenden Boden ab. Sie lag gut geschützt unter dem Plaggenesch, einem oft über Jahrhunderte angewachsenen Bodenauftrag von häufig mehren Dezimetern, der im Mittelalter/Neuzeit zur Ertragsverbesserung landwirtschaftlicher Nutzflächen diente.
Insgesamt fanden sich bislang elf mehr oder weniger vollständige Urnen aus der vorrömischen Eisenzeit auf der Grabungsfläche, zum Teil eingefasst von Kreis- oder Quadratgräben. Die Urnen wurden jeweils im Block geborgen. Die Gipsblöcke werden später in der Restaurierungswerkstatt geöffnet, der Urneninhalt (menschlicher Leichenbrand und vielleicht Beigaben aus gebranntem Ton oder Metall) untersucht und die Gefäße anschließend so weit wie möglich restauriert.
Mit der Auffindung dieser Gräber bestätigte sich die vorab aufgestellte archäologische Prognose, hier den westlichen Randbereich des eisenzeitlichen „Gellenbecker Gräberfeldes“ zu erfassen.
Eher unerwartet zeigte sich noch ein zweiter Bestattungshorizont. Auf der Untersuchungsfläche, teils zwischen und neben den Brandgräbern, hoben sich offenbar zehn rechteckige Gruben ab. Dabei handelt es sich um Grabgruben von Körperbestattungen. Allerdings fanden sich keine menschlichen Knochen mehr, da der Boden hier einen niedrigen pH-Wert aufweist. Nicht verbrannte Knochen können in einem derart sauren Boden nur ganz wenige Jahrhunderte überdauern. Über die Grabbeigaben (u.a. ein Beigefäß, eiserne Messerklingen, eine Gürtelgarnitur sowie zahlreiche bunte Glasperlen) lässt sich eine Datierung in das frühe Mittelalter vornehmen, spätes 6.–8. Jahrhundert.
Vermutlich sind diese Bestattungen ein Teilbereich des Friedhofs der frühmittelalterlichen Siedlung am Spellbrink, die 2008 nur etwas mehr als 300 m nordöstlich entdeckt worden war. In denselben Kontext wird auch der 1996 freigelegte Brunnen gehören. So ordnen sich Friedhof, Siedlung und Brunnen in das Spannungsfeld zwischen Franken und Sachsen im frühen Mittelalter sowie in die beginnende Christianisierung unserer Region ein.
Um die noch offenen Forschungsfragen zu klären, zum Beispiel nach der genauen Ausdehnung der beiden Friedhöfe, arbeitet sich das Grabungsteam Stück für Stück weiter im Bebauungsareal nach Westen vor, damit die archäologischen Untersuchungen rechtzeitig vor Erschließungsbeginn beendet werden können.
Kontakt
Archäologische Denkmalpflege
Stadt- und Kreisarchäologie Osnabrück
Lotter Straße 2
49078 Osnabrück
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