Eine Personengruppe steht am Rande eines Heidegebietes und hält ein Naturschutzschild in die Kamera.
Ranger der unteren Naturschutzbehörde Kreis Steinfurt Dirk Ruwe, Landrätin des Landkreises Osnabrück Anna Kebschull, Steinfurts Landrat Martin Sommer, Fachliche Leiterin und Prokuristin der DBU Naturerbe GmbH Susanne Belting sowie die ehrenamtlichen Naturschutzwächter Friedhelm Scheel und Rainer Bussas (v. l.)
Donnerstag, 17. April 2025

Grenzübergreifender Naturschutz: Wersener Heide jetzt vollständig beschildert

Kreis Steinfurt/Landkreis Osnabrück. Schwalbenschwanz, Schillerfalter, Kaisermantel – wohlklingende Namen einiger von mehr als 30 bedrohten Schmetterlingsarten, die es noch im Nationalen Naturerbe „Wersener Heide“ gibt. Damit diese und Vögel wie der Große Brachvogel, die Bekassine, der Kiebitz und die Heidelerche hier weiterhin optimale Lebensraumbedingungen finden, haben die Naturschutzbehörden des Kreises Steinfurt und des Landkreises Osnabrück in Kooperation mit der DBU Naturerbe GmbH sowie haupt- und ehrenamtlichen Naturschützern eine wichtige Schutzmaßnahme abgeschlossen. Die in der Wersener Heide gelegenen Naturschutzgebiete „Haler Feld-Vogelpohl“ in Westerkappeln und Lotte und „Achmer Sand“ in Bramsche sind jetzt durch Schilder eindeutig und vollständig gekennzeichnet.

Bedeutung und Regeln im Schutzgebiet

Rund um das insgesamt 1.051 Hektar große Gebiet machen die Schilder darauf aufmerksam, in welch wertvollem und verletzlichem Bereich sich Besucherinnen und Besucher befinden. Denn außer Schmetterlingen und Vögeln gibt es allein im Naturschutzgebiet „Haler Feld-Vogelpohl“ mehr als 60 vom Aussterben bedrohte Pflanzenarten. Grenzübergreifend werden hier großflächig Heideflächen, Sandmagerrasen, Nasswiesen und alte Eichenwälder geschützt.

„Für diese selten gewordenen Arten ist es überlebenswichtig, dass diese Flächen als Schutzgebiet wahrgenommen und beachtet werden. Wer um diese Besonderheiten der Naturschutzgebiete weiß und diese schätzt, kann nicht anders, als diese zu schützen“, sagte Landrat Martin Sommer bei einem Pressegespräch im Schutzgebiet an der Landesgrenze. Unbedingt auf den zugelassenen Wegen bleiben, keine Pflanzen pflücken, Tiere nicht stören, Hunde anleinen, keine Drohnen fliegen lassen etc. seien ganz einfach einzuhaltende Verhaltensregeln. „Alles mit gutem Willen ganz einfach umzusetzen, um die ökologische Wertigkeit dieser Gebiete zu erhalten“, appelliert Sommer.

Kennzeichnung als Meilenstein für die Natur

Als einen „wichtigen Meilenstein“ bezeichnete die Landrätin des Landkreises Osnabrück, Anna Kebschull, die vollständige und eindeutige Kennzeichnung für alle Beteiligten, aber vor allem für die Natur selbst. „Dieses Gebiet ist ein echtes Naturjuwel - ein Ort, der sich durch strukturreiche Heideflächen, Magerrasen, offene Binnendünen, Silbergrasfluren, Sumpfwälder und temporär wasserführende Springtrichter auszeichnet – ursprünglich militärisch genutzt, heute ein Hotspot der Artenvielfalt.“ Beeindruckend sei auch die nachhaltige, naturnahe Pflegeform im Rahmen des Förderprojekts „Beweidung Achmer Sand“, so Kebschull weiter.

Offenland erhalten durch Beweidung

„Es ist eine große Aufgabe, das durch das Militär entstandene Offenland zu erhalten. Hier ist es uns gelungen, ein Beweidungsprojekt auf die Beine zu stellen. Die Landwirte leisten eine hervorragende Arbeit“, betonte Susanne Belting, Fachliche Leiterin und Prokuristin der gemeinnützigen Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Das DBU Naturerbe ist Eigentümerin der „Wersener Heide“. In Bezug auf die neue Beschilderung ging Belting auf den Sicherheitsaspekt für die Besucherinnen und Besucher ein: „Es ist wichtig darauf hinzuweisen, bitte auf den Wegen zu bleiben, weil vorher militärisch genutzte Flächen wie diese immer auch Kampfmittelreste haben können.“ Das DBU Naturerbe sichert und betreut deutschlandweit 66 Flächen mit einer Gesamtgröße von rund 70.000 Hektar – vor allem ehemals militärisch genutzte.

Umsetzung und Pflege in der Praxis

Die Schilder aufgestellt haben Dirk Ruwe, hauptamtlicher Ranger bei der unteren Naturschutzbehörde Kreis Steinfurt, sowie Friedhelm Scheel und Rainer Bussas, ehrenamtliche Naturschutzwächter für den Kreis Steinfurt. Die künftige Pflege erleichtert eine App, erklärte Ruwe: „Hier kann hinterlegt werden, wann das Schild gereinigt oder freigeschnitten wurde und ob eins entwendet wurde.“

Das ist sehr hilfreich bei ca. 1.100 Schildern rund um die insgesamt 117 Schutzgebiete im Kreis. Die Freude über dieses gemeinsame Projekt war Friedhelm Scheel nicht nur anzusehen. Nach 40 Jahren im Naturschutz ist es ein sehr gutes Miteinander, sagte er über die Zusammenarbeit mit den unteren Naturschutzbehörden des Kreises Steinfurt und des Landkreises Osnabrück: „Ich freue mich darüber, dass es uns gelingt an einem Strang zu ziehen und gemeinsam Gottes Verantwortung und Gottes Schöpfung zu leben.“

Vom Militärgelände zum Rückzugsort für seltene Arten

Und auch seine Verbundenheit als Westerkappelner zu diesem gewachsenen Gebiet machte er deutlich. „Manchmal bedarf es tragischer Ereignisse, um was Glückliches zu schaffen“, sagte er in Erinnerung an die Bomber, die im zweiten Weltkrieg von diesem ehemaligen militärischen Gelände Richtung Rotterdam und London flogen. Dieses Gebiet böte aber die Basis, für die nun dort vorkommenden, besonders schützenswerten Arten.

„Durch jahrzehntelanges Befahren mit Kettenfahrzeugen ist der Boden immer wieder jungfräulich gemacht worden. Seltene Pflanzen und Tiere konnten sich festsetzen dadurch, dass das Militär hier geübt hat und dass das Betreten des Geländes verboten war. Wenn landwirtschaftliche Nutzung wie zuvor da gewesen wäre, hätte sich die Natur nicht entwickeln können“, so Scheels Fazit.

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