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Fünf Personen stehen vor einem Poster
Therapeut Klaus ter Horst, Ärztin Heike Kramer (Mitte), Annemarie Schmidt-Remme von den Frühen Hilfen (zweite von links) sowie Miriam Wanzelius (vierte von links) und Hedwig Tasche (beide Kinder- und Jugendgesundheitsdienst)
Montag, 5. Juni 2023

Alkohol in der Schwangerschaft: Fachveranstaltung befasste sich mit FASD-Syndrom

Osnabrück. Im Schnitt jede Stunde wird in Deutschland ein Kind geboren, das irreparable Schäden hat, weil Mütter während der Schwangerschaft Alkohol konsumiert haben. Allein diese Zahl zeigt den Handlungsbedarf – und war ein Grund, dass jetzt im Kreishaus Osnabrück die Auftaktveranstaltung anlässlich des FASD-Präventionsprojekts stattfand. Die Vorträge drehten sich um medizinische und pädagogische Fragen sowie frühzeitige Prävention.

Die Abkürzung FASD steht für Fetal Alcohol Spectrum Disorders. Die gesellschaftliche Bedeutung des Fetalen Alkoholsyndroms stellte die Erste Kreisrätin Bärbel Rosensträter in ihrer Begrüßung der rund 100 Besucherinnen und Besucher der Veranstaltung heraus. Dies gelte zum einen für die schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen für die Betroffenen und zum anderen für die enormen Folgekosten für das Gesundheitssystem. Umso wichtiger sei das Präventionsprojekt, das von den Frühen Hilfen des Landkreises Osnabrück sowie dem Gesundheitsdienst für Landkreis und Stadt Osnabrück getragen werde, sagte Rosensträter.

Ein Baustein der Aufklärung ist die interaktive Wanderausstellung „ZERO!“ des FASD-Netzwerks Nordbayern. Diese wurde im Rahmen der Veranstaltung im Kreishaus präsentiert und wird nun auch im Landkreis Osnabrück für Schülerinnen und Schüler gezeigt:

  • vom 05. bis 09. Juni im Gymnasium Bad Iburg
  • vom 12. bis 16. Juni im Gymnasium Bersenbrück.

Film zur Wanderaustellung

Wanderausstellung ZERO zum Thema FASD

Die Ärztin Heike Kramer befasste sich in ihrem Vortrag mit dem Thema „FASD aus medizinischer Sicht“. Eine überraschende Einordnung der Referentin war, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind mit FASD geboren werde, mit 1 zu 100 weitaus höher sei als mit Down-Syndrom (1 zu 750) oder mit Spina bifida, dem sogenannten offenen Rücken (1 zu 1.000). Während das Gesundheitssystem bei diesen Behinderungen viel für Früherkennung beziehungsweise Risikosenkung tue, würden Frauen nicht immer ausdrücklich genug auf den kompletten Alkoholverzicht schon ab dem Kinderwunsch und in der Schwangerschaft hingewiesen. Beim ungeborenen Kind werde der Alkohol zehnmal langsamer abgebaut. Die Auswirkungen auf die verschiedenen Organe des Ungeborenen hingen vom Zeitpunkt des Konsums ab, das Gehirn sei aber immer betroffen, machte die Referentin deutlich.

Die Folgen beleuchtete der Therapeut Klaus ter Horst. Er berichtete, dass von Kindern und Jugendlichen, die sich in Hilfesystemen wie Pflegefamilien oder Jugendeinrichtungen befänden, rund sechs Prozent von FASD betroffen seien. Ihr auffälliges Verhalten sei keinesfalls Folge falscher Erziehung, sondern des irreparablen Gehirnschadens. Menschen, die unter FASD litten, hätten häufig Probleme in der Selbstbeherrschung, Handlungsplanung und Aufmerksamkeitslenkung. Dazu sei die Fähigkeit eingeschränkt, aus Fehlern zu lernen. Folgen seien häufig Frust in der Schule und Selbstgefährdung. Dazu seien die Betroffenen bei distanzlosem Verhalten häufig leicht zu Straftaten zu verleiten. Mit intensiver, langjähriger Förderung könne zwar die Schädigung des Gehirns nicht behoben, jedoch das Ausmaß der Langzeitfolgen begrenzt werden, unterstrich ter Horst.

Schließlich befasste sich Kramer mit den Möglichkeiten der Prävention. Problematisch sei, dass Deutschland zu den Ländern mit einem überdurchschnittlich hohen pro Kopf-Alkoholkonsum zähle. Alkohol sei in Deutschland vergleichsweise günstig und leicht verfügbar. Neben dem mangelnden Wissen zu FASD existiere außerdem immer noch häufig die Vorstellung, dass kleine Mengen Alkohol in der Schwangerschaft unproblematisch seien. Daher kämen Aufklärung und Informationsangeboten hohe Bedeutung zu.

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