fünf Personen stehen auf einem Weg mit Laubbäumen im Hintergrund
So leicht wie Luft ist der biologische Dämmstoff, den Dirk Weinrich (li.) und Geschäftsführer Marc Fricke (re.) Landrätin Anna Kebschull vorstellten. WIGOS-Geschäftsführer Siegfried Averhage (2. v. li.) und Axel Kolhosser vom WIGOS-UnternehmensService begleiten das Startup unter anderem in Fragen der Fördermittelakquise.
Dienstag, 23. Mai 2023

Green Startup "aerogel-it" hat 100 Prozent-Bio-Super-Wärmedämmung entwickelt - unterstützt durch WIGOS

Osnabrück/Wallenhorst. Eine effiziente Wärmedämmung ist nicht nur angesichts der hohen Energiepreise das A und O. Auch aus Klimaschutzgründen ist eine gute Dämmung unabdingbar. Vor allem die Bauindustrie steht vor der Herausforderung, Energie und CO2 zu sparen. Umso größer ist der Bedarf an nachhaltigen und hocheffizienten Lösungen. Jetzt hat ein Startup-Unternehmen aus dem ICO InnovationsCentrum Osnabrück einen Super-Dämmstoff auf rein biologischer Basis entwickelt, der die Branche revolutionieren könnte: „Wir nutzen dafür den Pflanzenrohstoff Lignin, der neben Zellulose in allen Hölzern vorkommt und für die Stabilität von Bäumen sorgt. Er ist 100 Prozent biologischen Ursprungs. Wir sind weltweit das einzige Unternehmen, das eine Aerogel-Dämmung auf rein biobasierten Rohstoffen herstellt“, betonten Geschäftsführer Marc Fricke und Entwickler Dirk Weinrich der aerogel-it GmbH, beim Besuch bei Landrätin Anna Kebschull im Kreishaus.

Startup-Unternehmen sucht nach Investoren

Die Landrätin zeigte sich begeistert von der Innovationskraft des Startups, das im nächsten Jahr mit dem Aufbau einer eigenen Produktionsanlage zur Herstellung des innovativen Dämmstoffs in Wallenhorst starten wird: „Diese Bio-Innovation ist ein weltweites Vorzeigeprodukt. Wir brauchen solche Lösungen und Unternehmen, mit denen wir den klimaschonenden Weg konsequent und nachhaltig weitergehen können. Dass die biobasierte Super-Dämmung aus dem Osnabrücker Land kommt, freut uns natürlich besonders und wirft ein positives Schlaglicht auf den Ideenreichtum der Wirtschaft im Landkreis.“ Aktuell sucht das Startup-Unternehmen nach Investoren. Begleitet wird aerogel-it dabei von der WIGOS Wirtschaftsförderungsgesellschaft Osnabrücker Land. „Ich bin überzeugt davon, dass das Interesse an der Aerogel-Dämmung bei Investoren groß ist. Diese Erfindung passt einfach in die heutige Zeit mit den besonderen Anforderungen an den Klimaschutz“, so die Landrätin weiter.

Diese Bio-Innovation ist ein weltweites Vorzeigeprodukt.
Anna Kebschull, Landrätin Landkreis Osnabrück

„Der Bio-Dämmstoff kann für die energetische Gebäudesanierung bahnbrechend sein und erheblich zur Dekarbonisierung in diesem Bereich beitragen. Wir freuen uns, dass diese Mega-Innovation bald aus dem Landkreis Osnabrück in die ganze Welt geliefert wird“, unterstrich Axel Kolhosser vom WIGOS-Unternehmensservice, der die Erfinder des Super-Dämmstoffs auch zum Thema Fördermittel berät. Der hocheffiziente biobasierte Dämmstoff hat auch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) überzeugt, die das Vorhaben fachlich und finanziell mit 125.000 Euro unterstützt. Mit den Mitteln sollen Prototypen für verschiedene Anwendungen getestet werden. Je nach Anwendung wird das Lignin-Aerogel als Pulver, Granulat oder Platte produziert. aerogel-it wurde zudem zu den drei Finalisten der DGNB Sustainability Challenge als bestes Start-Up 2023 gewählt und wird im Juni in Stuttgart im Finale pitchen.

Aerogele sind sehr leichte Dämmstoffe

Vor allem in der Baubranche könnte der neuartige Bio-Dämmstoff zum Einsatz kommen. Aerogele sind sehr leichte Dämmstoffe, bestehend aus mikroskopisch kleinen Poren, die Wärme sehr schlecht transportieren und einen Wärmeverlust daher stärker verhindern als herkömmliches Material. Nachteilig ist, dass Aerogele bislang aus fossilen gewonnen Rohstoffen in aufwändigen Produktions-Prozessen hergestellt werden.

Das Green Startup aus Osnabrück hat nun eine Alternative aus der Natur nutzbar gemacht, das im Normalfall verbrannt wird: „Lignin fällt bei der Papierherstellung als Nebenprodukt an. Es wird bei dem Prozess verbrannt und daher nicht als Rohstoff für andere Produkte verwertet. Wir haben daraus ein Granulat entwickelt, das zu 90 Prozent aus Luft besteht, komplett porös ist und nahezu keine Wärmeweiterleitung zulässt. Dieses biobasierte Aerogel ist ein High-Tech-Produkt und hat Top-Eigenschaften in der Wärmedämmung. Ein weiterer Vorteil ist, dass es im Gegensatz zu herkömmlichen Dämmstoffen deutlich besser dämmt und CO2 sowie nicht nachwachsende Ressourcen einspart. In der Anwendung wird zudem weniger Platz in Gebäuden benötigt“, erklärte der Chemiker Marc Fricke, der ebenso wie Weinrich mehr als zehn Jahre bei BASF federführend an Aerogelen arbeitete. Mit dieser Erfahrung ging das Startup im Juni 2021 „zunächst nur mit einem Briefkasten im ICO“ an den Start. Laborkapazitäten fand das junge Unternehmen an der Technischen Universität Hamburg, wo an der Weiterentwicklung des technologischen Prozesses gearbeitet wird.

Von Hamburg und Osnabrück geht es 2024 nach Wallenhorst

Von Hamburg und Osnabrück geht es 2024 nach Wallenhorst, wo aerogel-it geeignete Produktionsflächen auf der Fläche des Anlagenbau-Spezialisten PURPLAN gefunden hat. PURPLAN wurde mit der Planung einzelner Module der Produktionsanlage für das Green Startup beauftragt. Vieles sprach nach den Worten von CEO Marc Fricke für den Bau der zunächst 500 Quadratmeter großen Produktionshalle in Wallenhorst: „Wir arbeiten eng mit PURPLAN zusammen und haben durch die Nachbarschaft die Instandhaltung direkt vor Ort. Zudem sehen wir gute Chancen für die Rekrutierung von Fachkräften, da wir sehr gut vernetzt sind und seit langem in Osnabrück leben.“ Noch sind zwei Mitarbeitende des vierköpfigen aerogel-it-Teams in Hamburg tätig. Im nächsten Jahr werden sie ihren Arbeitsplatz an den neuen Produktionsstandort im Osnabrücker Land verlegen.

Bis dahin arbeitet das areogel-it-Team um Geschäftsführer Fricke an der Markteinführung: „Wir sind gerade dabei, das Produkt mit Partnern zu testen und so das Geschäft Schritt für Schritt aufzubauen. Die Nachfrage ist schon jetzt sehr groß -  und das nicht nur aus der Baubranche. Zudem gibt es Anfragen aus dem Kühlwesen, der Thermologistik und der Bekleidungsindustrie“, so Fricke. Der Gründer rechnet damit, dass der Dämmstoff Anfang 2025 lieferbereit sein wird. Einen Schub bekommt das Unternehmen durch die EU-Vorgaben, ist Fricke überzeugt: „Im Zuge der Sanierungs- und CO2-Einsparungsverpflichtungen werden Produkte wie unsere dringend gebraucht.“

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