ukraine Flaggen
Vor dem Kreishaus im Landkreis Osnabrück weht nun seit fast einem Jahr die ukrainische Flagge als Zeichen der Solidarität.
Freitag, 24. Februar 2023

Seit einem Jahr suchen Menschen aus der Ukraine Schutz im Landkreis Osnabrück

Osnabrück. Ein Jahr ist es her, dass Russland die Ukraine angegriffen hat. Der Angriffskrieg hat auch die größte Fluchtbewegung in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg ausgelöst. Knapp eine Million ukrainische Geflüchtete sind nach Deutschland gekommen. Im Februar 2023 leben 4.335 von ihnen im Landkreis Osnabrück.

Ein Überblick

48 Prozent der Ukrainerinnen und Ukrainer im Landkreis sind unter 18 Jahre alt. Es sind insbesondere Frauen, Kinder und ältere Männer in den Landkreis gekommen. 62 Prozent der Geflüchteten sind weiblich, 38 Prozent männlich. Die Geflüchteten aus der Ukraine machen aktuell 12 Prozent der ausländischen Bevölkerung im Landkreis aus. Die größten anderen Herkunftsstaaten sind Rumänien (18 Prozent), Polen (12 Prozent), Türkei (8 Prozent), Syrien (5 Prozent) und Bulgarien (4 Prozent).

Die Bevölkerung mit ausländischer Herkunft im Landkreis stieg 2022 auf 39.814 Menschen an. Zum Vergleich: Am 31. Dezember 2021 hielten sich 34.264 Personen ausländischer Herkunft im Landkreis Osnabrück auf.

Ein großer Kraftakt

Die größte Herausforderung für die Kommunen im Landkreis war es, die ukrainischen Flüchtlinge unterzubringen. Im Februar 2023 stehen Wohnungen in Privatunterkünften kaum mehr zur Verfügung, sodass vielfach Gemeinschaftsunterkünfte genutzt werden. Aktuell gibt es in den Kommunen 15 Gemeinschaftsunterkünfte mit einer Kapazität für knapp 700 Menschen. Die Unterkünfte sind zur Flüchtlingsunterbringung hergerichtete Gebäude, wie zum Beispiel Büroräume. Es werden aktuell keine Sporthallen oder Zelte genutzt.

Landrätin Anna Kebschull: „Die Lage war und bleibt herausfordernd. Mit einem großen Kraftakt vor allem auf Seite der Kommunen ist es uns bisher gelungen, allen Menschen ein Dach über dem Kopf bereitstellen zu können.“ Insbesondere die von Beginn an enge Zusammenarbeit zwischen Gemeinden und Kreis sei hier wichtig gewesen. „Nur durch den großen Einsatz vieler Kolleginnen und Kollegen in den Kommunen, in der Kreisverwaltung und vieler ehrenamtlich tätiger Bürgerinnen und Bürger konnten wir die Situation bewältigen“.

Dies gelte auch für den Bereich der Registrierung der Ankommenden und Erteilung der Aufenthaltstitel, betont Kreisrat Winfried Wilkens. Seit Februar 2022 sind von der Ausländerbehörde knapp 4.700 Aufenthaltstitel nach Paragraph 24 des Aufenthaltsgesetzes (AufenthG) ausgestellt worden.

Viele Kinder in Schulen und Kitas

Knapp 1.000 Kinder und Jugendliche aus der Ukraine besuchen eine der 135 Schulen im Landkreis. Sie verteilen sich auf den gesamten Landkreis und alle Schulformen. Einige hundert Kinder besuchen außerdem Kindertageseinrichtungen.

Kreisrat Matthias Selle ist hier im Austausch mit den Verantwortlichen: „Soweit die aus der Ukraine geflohenen Menschen längerfristig eine Perspektive in Deutschland suchen müssen, brauchen die Kinder natürlich auch Plätze in Kindertagesstätten. Um die erforderlichen Kapazitäten zu schaffen, sind wir in stetigem Austausch mit dem Land und mit den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern im Landkreis.“

Hoher Bedarf an Sprach- und Integrationskursen

Die MaßArbeit ist bei der Integration in den Arbeitsmarkt gefordert. Dafür ist in der Regel zunächst notwendig, dass die Menschen Deutsch lernen. Als Tochtergesellschaft des Landkreises Osnabrück steht die MaßArbeit im engen Austausch mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), um ausreichend Integrations- und Sprachkurse anzubieten. Lars Hellmers, Vorstand der MaßArbeit, erklärt: „Die Geflüchteten sind sehr motiviert und haben ein starkes Interesse daran, die deutsche Sprache zu erlernen, sich zu qualifizieren und hier zu arbeiten.“

Die Wartezeiten auf Integrationskurse seien aber aktuell lang, die Integrationskursträger hätten nicht ausreichend Personal um weitere Kurse anzubieten. „Um den großen Bedarf decken zu können – für Menschen unterschiedlicher Herkunft – streben wir außerdem eine möglichst unbürokratische Ausweitung von spezifischen Kursformaten wie Intensivkursen und Jugendintegrationskursen an, wofür wir gerade die Sprachkurs-Träger gewinnen wollen“, erläutert Hellmers und führt weiter aus: „Darüber hinaus begrüßen wir, dass sich viele ehrenamtliche Initiativen um das Thema kümmern und unterstützen hier seitens des Ehrenamtsmanagements des Landkreises.“

Bislang konnten 450 Ukrainer und Ukrainerinnen in 105 Integrationskurse vermittelt werden. 350 Personen haben weitere arbeitsmarktpolitische Maßnahmen wie Sprachförderangebote wahrgenommen. Circa 250 Geflüchtete konnten bisher direkt von der MaßArbeit in Beschäftigungsverhältnisse vermittelt werden.

Wie geht es in den nächsten Monaten weiter?

Aktuell kommen weniger Flüchtlinge als in den vergangenen Monaten. Ob diese Situation so bleibt - auch vor dem Hintergrund des Erdbebens in der Region Türkei/Syrien -, kann nicht prognostiziert werden. „Ich danke den vielen Bürgerinnen und Bürgern, die sich bei uns in der Region weiterhin so engagiert für Geflüchtete einsetzen“, hebt die Landrätin nochmals hervor. Denn: Leider sei auch ein Ende des völkerrechtswidrigen Angriffskriegs Russlands nicht absehbar.

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