Schlüssel zur Teilhabe: Integrationskonferenz dreht sich um „Migration und Gesundheit“
Osnabrück. Wie lässt sich der Zugang zum Gesundheitssystem für alle Menschen verbessern – unabhängig von Herkunft, Sprache oder Aufenthaltsstatus? Diese Frage stand im Mittelpunkt der 10. Integrationskonferenz des Landkreises Osnabrück, die unter dem Titel „Migration und Gesundheit – Zugänge, Teilhabe, Perspektiven“ in der Katholischen LandvolkHochschule Oesede stattfand. Rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Medizin und Sozialwesen, Politik, Wissenschaft, Verwaltung und Zivilgesellschaft kamen zusammen, um Erfahrungen auszutauschen und Lösungsansätze zu diskutieren.
Landrätin Anna Kebschull betonte in ihrem Grußwort die Bedeutung von Gesundheit für gesellschaftliche Teilhabe: „Gesundheit ist die Grundlage für Lebensqualität, Selbstbestimmung und Integration. Der Zugang zum Gesundheitssystem ist jedoch nicht für alle Menschen selbstverständlich. Gesundheit darf kein Privileg sein. Sie ist ein Menschenrecht.“
Einen wissenschaftlichen Impuls lieferte Tanja Gangarova vom Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) Berlin. In ihrer Keynote beleuchtete sie verschiedene Dimensionen von Rassismus im Gesundheitswesen und unterstrich die Notwendigkeit, migrantische Communities stärker einzubinden. Dr. Gabriela Bankos, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe aus Bad Iburg, berichtete anschließend eindrucksvoll aus ihrer Praxis: „Medizin ist mehr als Behandlung – sie ist Menschlichkeit und Hoffnung.“
In vier Themenforen vertieften regionale Expertinnen und Experten zentrale Aspekte des Tagungsthemas: Zugänge und Barrieren im Gesundheitssystem, psychosoziale Gesundheit, Kommunale Perspektiven und Gesundheitsförderung vor Ort sowie interkulturelle Ansätze in Pflege und Versorgung.
Zum Abschluss diskutierten Kreisrat Malte Stakowski, Gabriela Bankos, Marcus Wächter-Raquet und Tanja Gangarova auf dem Podium über Herausforderungen wie komplexe Versorgungsstrukturen, den Hausärztemangel im ländlichen Raum und den erschwerten Zugang zu Fachärztinnen und Fachärzten. Menschen mit Einwanderungsbiografie seien hiervon in besonderem Maße betroffen – unter anderem durch Sprachbarrieren und Diskriminierungserfahrungen. Als geeignete Maßnahmen wurden niedrigschwellige Peer-to-Peer-Modelle, zielgruppenspezifische Präventionsangebote und eine stärkere interkulturelle Sensibilisierung des medizinischen Personals empfohlen.
„Die Integrationskonferenz ist ein lebendiges Forum für Austausch und Vernetzung. Die vielen praktischen Beispiele und Ideen zeigen, dass Integration auch im Gesundheitsbereich gelingen kann“, zog Stakowski ein positives Fazit.
Mit ihrer zehnten Auflage blickt die Integrationskonferenz auf fast 20 Jahre intensiven Dialogs zurück – eine kontinuierliche Plattform, die gesellschaftliche Zukunftsthemen aufgreift und lokale Netzwerke stärkt.
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