Vier Personen sitzen vor und stehen neben einem großen Bildschirm.
Die selvendo-Geschäftsführer Karl Hunger (v. li. n. re.), Hubert Winkler, Axel Kolhosser vom WIGOS-UnternehmensService und Ingo Claus freuen sich über den Start der Online-Plattform für die Nachfolge im Mittelstand.
Mittwoch, 27. August 2025

Menslager Start-up entwickelte digitale Nachfolge-Plattform

Menslage. Zehntausende Unternehmen in Deutschland stehen in den nächsten Jahren zur Übergabe an. Allein im Landkreis Osnabrück sind mehr als 900 Betriebe betroffen. Viele Unternehmen haben jedoch bislang keine Nachfolge. Das neu gegründete Unternehmen selvendo aus Menslage will mit einer digitalen Plattform Verkäufer und Käufer zusammenbringen. „Für fast jedes Unternehmen gibt es passende Nachfolger – man muss sie nur finden“, sagt Hubert Winkler, Geschäftsführer des Start-ups aus dem Nordkreis. Nicht nur verkaufsbereite Unternehmen können sich bei selvendo auf die Suche begeben, auch Kaufinteressierte können einfach online Ausschau nach ihrem künftigen Unternehmen halten. Im Juni ist die KI-gestützte selvendo-Plattform www.selvendo.de online gegangen. 

In Niedersachsen stehen bis 2026 laut dem Institut für Mittelstandsforschung (IfM) rund 17.400 Unternehmen vor der Herausforderung, eine geeignete Nachfolgeregelung zu finden. „Der Generationswechsel ist ein wirtschaftliches Schlüsselthema. Findet sich keine Nachfolge oder scheitern Übergaben gar, drohen mitunter gravierende wirtschaftliche Folgen. Umso wichtiger ist es, Unternehmen bei diesem Prozess zu unterstützen. Eine digitale Plattform, wie sie jetzt im Landkreis Osnabrück entwickelt wurde, kann für Unternehmen ein erster Schritt sein, das wichtige Thema frühzeitig anzugehen und auf diese Weise die Übergabe erfolgreich zu gestalten“, erläutert Axel Kolhosser vom UnternehmensService der WIGOS Wirtschaftsförderungsgesellschaft Osnabrücker Land, die selvendo von der Idee bis zum Start begleitet hat. Zudem unterstützt die WIGOS Unternehmen kostenfrei im Rahmen von Nachfolgesprechtagen und arbeitet dabei auch mit den Nachfolge-Experten Hubert Winkler und Ingo Claus, Partner im Beratungsunternehmen KERN – Zukunft für Lebenswerke, zusammen. 

Ihre Erfahrungen aus der langjährigen Beratungsarbeit gaben Ingo Claus und Hubert Winkler den Anstoß, gemeinsam mit Nils Koerber, Inhaber von KERN – Zukunft für Lebenswerke, und Karl Hunger, Fintech-Unternehmer und Digitalisierungsexperte, den innovativen datenbasierten Ansatz für die Unternehmensnachfolge im Mittelstand zu entwickeln. „Der Fokus liegt auf kleinen und mittleren Betrieben, insbesondere in Familienhand. Diese wissen, dass sie sich mit der Unternehmensnachfolge befassen müssen – doch der Einstieg fällt oft schwer. Es fehlt an Orientierung. Wo finde ich verlässliche Informationen? Wie gehe ich die nächsten Schritte an? Genau hier wollen wir mit selvendo Klarheit und Struktur schaffen und es Käufern und Verkäufern so einfach wie möglich machen“, betonen die Geschäftsführer Ingo Claus, Hubert Winkler und Karl Hunger, der bereits einige technologieorientierte Unternehmen, unter anderem in Berlin, auf den Weg gebracht hat. 

Neben der Schwierigkeit, passende Nachfolger zu identifizieren, einem unterschätzten Zeitaufwand für Planung und Umsetzung, einer emotionalen Bindung an das eigene Lebenswerk sind Probleme beim realistischen Einschätzen des Unternehmenswertes Hürden im Nachfolgeprozess. Potenzielle Käufer hingegen haben Schwierigkeiten, das individuell passende Unternehmen im unübersichtlichen Markt herauszufiltern. Oft gibt es auch Finanzierungsbarrieren. 

Diese Barrieren will das Menslager Start-up aus dem Weg räumen. Über die Plattform können Unternehmerinnen und Unternehmer ihre Firma anonym und professionell potenziellen Firmenkäufern anbieten. Potenzielle Nachfolger wiederum finden konkrete Verkaufsangebote mit klaren Informationen und direktem Zugang zu den Verkäufern. Im Unterschied zu klassischen Nachfolgebörsen setzt selvendo nicht nur auf passive Sichtbarkeit, sondern vermarktet Unternehmensangebote aktiv und ermöglicht einen breiteren Zugang zu passenden Nachfolgekandidaten. 

Wie das genau funktioniert, erläutert Hubert Winkler: „Als Einstieg kann das Unternehmen gegen eine geringe Gebühr online eine Potenzialanalyse erstellen. Die erste Frage, die nach unseren Erfahrungen aus der Beratungsarbeit fast immer als erstes gestellt wird, ist: Gibt es überhaupt jemanden, der meine Firma will? Bei der Potenzialanalyse wird genau das zunächst unter die Lupe genommen.“ Gibt es grünes Licht, werden auf der Basis weniger Angaben ein digitales Käuferprofil und hochwertige Verkaufsunterlagen erstellt. Im Anschluss folgt ein Matchingprozess mit Kaufinteressierten, der in direkte Gespräche zwischen den Beteiligten mündet. „Auf Wunsch begleiten wir den gesamten Prozess von der Kandidatensuche bis zur Vertragsreife“, so Ingo Claus, Betriebswirt und und Autor des Buches „Unternehmensnachfolge – Das Prozesswissen“. 

Und warum haben sich die vier Gründer für den Standort Menslage im Landkreis Osnabrück entschieden? Aus Sicht der Geschäftsführer bietet der Standort ideale Voraussetzungen für ein wachsendes Tech-Unternehmen: Nähe zu wirtschaftsstarken Mittelstandszentren und Unternehmen, enge Kooperationen mit lokalen Wirtschaftsförderern, Kammern und Beraternetzwerken – und die Chance, Fachkräfte vor Ort zu gewinnen. Für die selvendo-Gründer geht es jedoch bei dem Angebot um mehr als nur um wirtschaftliche Werte: „Ein Unternehmen verkörpert oftmals ein Lebenswerk, persönliche Verantwortung und unternehmerische Identität. Diese Leistung verdient Respekt – und genau deshalb machen wir uns stark für eine professionelle Nachfolge auch im kleineren Mittelstand. “

Die Plattform ist über den Link www.selvendo.de zu erreichen. Informationen zu den Beratungsangeboten der WIGOS gibt es unter: www.wigos.nachfolgeimpuls.

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