Bärbel Rosensträter am Stehpult
Die Erste Kreisrätin Bärbel Rosensträter hat im Kreistag den Haushalt 2026 des Landkreises Osnabrück eingebracht.
Montag, 15. Dezember 2025

Landkreis Osnabrück stellt mit Haushaltsentwurf 2026 Weichen für Handlungsfähigkeit auch in der Zukunft

Osnabrück. Am 15. Dezember hat die Erste Kreisrätin und Kämmerin Bärbel Rosensträter den Entwurf des Haushalts 2026 in den Kreistag des Landkreises Osnabrück eingebracht. Mit der Haushaltseinbringung gab Rosensträter der Kreispolitik einen umfassenden Überblick über die finanzielle Lage des Landkreises sowie über die zentralen Herausforderungen der kommenden Jahre, bevor nun die politischen Haushaltsberatungen beginnen. Die abschließende Beschlussfassung über den Kreishaushalt ist für März 2026 vorgesehen.

Die finanzielle Situation des Landkreises bleibe auch im kommenden Jahr äußerst angespannt, so Rosensträter. Trotz einer im Jahr 2026 noch vergleichsweise stabilen Einnahmeentwicklung weist der Ergebnishaushalt ein Defizit von rund 40,2 Millionen Euro aus. Hauptursachen sind weiterhin die stark steigenden Ausgaben in der Jugend- und Sozialhilfe, deren Dynamik die Einnahmen deutlich übersteigt. Allein in diesen Bereichen hat sich die Schere zwischen Aufwand und Ertrag innerhalb weniger Jahre auf rund 260 Millionen Euro verdoppelt.

„Die kommunale Ebene steht bundesweit unter massivem Druck. Auch der Landkreis Osnabrück ist davon betroffen“, betonte Rosensträter. Zwar profitiere der Landkreis 2026 noch von höheren allgemeinen Deckungsmitteln etwa aus dem kommunalen Finanzausgleich und der Kreisumlage, diese Entwicklung sei jedoch nicht dauerhaft gesichert. Bereits ab dem Jahr 2027 sei nach aktueller Prognose wieder mit stagnierenden Erträgen zu rechnen.

Besonders alarmierend sei der Blick auf die mittelfristige Finanzplanung: Für die Jahre 2027 bis 2029 summieren sich die strukturellen Defizite auf rund 250 Millionen Euro. Spätestens ab 2027 werden die Überschussrücklagen vollständig aufgezehrt sein, ein fiktiver Haushaltsausgleich wäre dann nicht mehr möglich. „Wir stehen an dem Punkt nicht, weil wir falsch gewirtschaftet hätten. Im Gegenteil, durch Konsolidierung, Bündelung der Kräfte und hartnäckiges Einfordern von verbesserten Refinanzierungen konnten wir den Landkreis Osnabrück trotz schwieriger finanzieller Lage positiv weiterentwickeln. Ohne grundlegende Reformen der kommunalen Finanzausstattung durch Land und Bund droht jedoch eine dauerhafte Haushaltssicherungspflicht“, so Rosensträter.

Trotz der angespannten Haushaltslage investiert der Landkreis auch 2026 weiterhin gezielt in seine Infrastruktur, um langfristige Folgekosten zu vermeiden und die Zukunftsfähigkeit zu sichern. Das Investitionsvolumen beträgt rund 50,8 Millionen Euro. Schwerpunkte bilden Investitionen in die Schullandschaft mit knapp 10,9 Millionen Euro, die Sanierung des Kreishauses mit 12 Millionen Euro, der Erhalt und Ausbau des Kreisstraßen- und Radwegenetzes mit rund 7,7 Millionen Euro sowie der Ausbau der Sireneninfrastruktur mit 2,7 Millionen Euro. Auch der Breitbandausbau wird fortgeführt; hier stehen neben neuen Ansätzen weiterhin erhebliche Mittel aus Vorjahren zur Verfügung.

Für 2026 ist eine Nettoneuverschuldung von rund 26,7 Millionen Euro eingeplant. Der Schuldenstand des Landkreises wird damit weiter deutlich ansteigen. Zusätzlich verschärft sich die Liquiditätslage, da laufende Ausgaben zunehmend über Liquiditätskredite finanziert werden müssen.

Beim Stellenplan verfolgt der Landkreis weiterhin einen strikten Konsolidierungskurs. Vorgesehen ist lediglich ein Nettozuwachs von zwei Stellen. „Das ist kein Ausdruck von Wachstum, sondern von zwingender Notwendigkeit“, stellte Rosensträter klar. Die neuen Stellen dienen ausschließlich der Erfüllung gesetzlicher Pflichtaufgaben und dem Abbau nachgewiesener Überlastungen, insbesondere in der Jugend- und Straßenverwaltung. De facto entspricht der Stellenplan einem Negativsaldo, da drei Stellen, die zuvor bei den Kommunen angesiedelt waren, durch die Rücknahme des Projekts „Landkreis vor Ort“ wieder an die Kernverwaltung zurückfallen.

Der Kreisumlagehebesatz soll im Haushaltsentwurf 2026 trotz der angespannten Lage zunächst unverändert bei 45 Punkten bleiben und damit weiterhin unter dem Landesdurchschnitt liegen. Damit trägt der Landkreis der ebenfalls schwierigen finanziellen Situation der kreisangehörigen Städte und Gemeinden Rechnung. Gleichwohl machte Rosensträter deutlich, dass in den kommenden Jahren eine grundlegende Neubewertung der Kreisumlage unausweichlich sein werde, um die finanzielle Mindestausstattung beider kommunaler Ebenen sicherzustellen.

„Die Lage ist ernst, es muss dringend etwas passieren“, resümierte die Erste Kreisrätin. Bund und Land müssten die Kommunen umfassend strukturell entlasten, denn die Landkreise, Städte und Gemeinden seien für die Bürgerinnen und Bürger die am nächsten spürbare staatliche Ebene. Und wenn sich nicht schnell etwas ändere, werde genau diese Ebene immer handlungsunfähiger. Gleichzeitig sei auch der Landkreis selbst weiterhin gefordert, Prioritäten zu setzen, weiter konsequent zu konsolidieren und gemeinsam mit Politik und Kommunen verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen, um die Handlungsfähigkeit dauerhaft zu sichern.

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