Drei Personen stehen in einer Werkhalle an einer Bohrmaschine.
Victoria Fründ vom WIGOS-Fachkräftebüro, Markus Kull, Geschäftsführer der Tischlerei Kull und der chinesische Auszubildende Zhang Zhongqing (v.l.)
Mittwoch, 13. März 2024

Ex-Feuerwehrmann aus Peking wird Tischler bei Kull in Bad Laer

Bad Laer. „Als Kind habe ich schon mit meinem Großvater, der Tischler war, viel aus Holz gebaut. Den Rohstoff Holz zu verarbeiten, macht mir sehr viel Spaß.“ Wenn Zhang Zhongqing von seiner Ausbildung erzählt, leuchten seine Augen. Dass er im vergangenen Jahr seinen Beruf als Feuerwehrmann in Peking an den Nagel gehängt hat, um in Deutschland eine neue berufliche Herausforderung anzunehmen, hat er nicht bereut. Und auch Markus Kull, Inhaber der Tischlerei Kull in Bad Laer, freut sich über den neuen Azubi, den er mit Unterstützung des Fachkräftebüros der WIGOS Wirtschaftsförderungsgesellschaft Osnabrücker Land gefunden hat: „Zhang hat sich schnell bei uns eingewöhnt und auch die Sprachkenntnisse werden von Tag zu Tag besser.“

Zhang Zhongqing ist einer von sechs Chinesen, die im Rahmen eines Pilot-Projekts der WIGOS, der Industrie- und Handelskammer, der Handwerkskammer, der Kreishandwerkerschaft und der Berufsbildenden Schulen in Stadt und Landkreis Osnabrück für eine Ausbildung bei Arbeitgebern im Osnabrücker Land angeworben wurden. Hintergrund ist der anhaltende Fachkräftemangel, der sich quer durch nahezu alle Branchen zieht.

„Daher sind wir sehr glücklich, dass Menschen wie Zhang Zhongqing von China aus den Schritt ins Osnabrücker Land gewagt haben. Dass dies auch ein Gewinn für die Arbeitgeber ist, sieht man am Beispiel der Tischlerei Kull“, betont Victoria Fründ, bei der WIGOS zuständig für das Projekt. Um die Zusammenarbeit zu erleichtern, unterstützt das Fachkräftebüro die Betriebe unter anderem mit der Vermittlung von Sprachkursen, Förderung von Nachhilfeangeboten, Finden von Sportvereinen und Sprachtandempartnerinnen und -partnern. Für die Anwerbung und Organisation war die Rekrutierungsagentur GEM aus Düsseldorf verantwortlich.

Die Sprachbarriere sei am Anfang die größte Hürde gewesen, berichtet Markus Kull. „Als er vor einem halben Jahr nach Deutschland kam, konnte er nur wenig Deutsch. Wir haben uns mithilfe eines digitalen Sprachübersetzers geholfen. Das machen wir noch heute, wenn es schwieriger wird.“ Inzwischen hat sich der 33-Jährige im achtköpfigen Team gut eingewöhnt und unterstützt seine Kolleginnen und Kollegen bei klassischen Tischlerarbeiten im Betrieb oder auf den Baustellen.

„Wir haben ihn gleich mitgenommen auf die Baustellen. Ob der Einbau von Fenstern, Fußbodenlegen oder Möbelbau, Zhang ist immer dabei“, erzählt Markus Kull, der noch immer ganz beeindruckt von dem Mut des Familienvaters ist: „Chapeau, dass er den Schneid hatte, diesen Schritt zu gehen und alles hinter sich zu lassen. Das macht nicht jeder so einfach.“ Den neuen chinesischen Azubi hat Markus Kull, wie er sagt, „on top“ eingestellt. Jährlich startet ein Azubi bei Kull seine Ausbildung. Neben Zhang Zhongqing hat im vergangenen Herbst noch eine 18-jährige Frau die Ausbildung in der Tischlerei begonnen.

Nicht nur die WIGOS hat mit ihren monatlichen Vernetzungstreffen, bei denen Zhang Zhongqing zum Beispiel das chinesische Neujahrsfest gemeinsam mit den anderen Auszubildenden aus China feiern konnte, dafür gesorgt, dass sich der Chinese in seiner neuen Heimat wohlfühlt. Auch Markus Kull hat dem neuen Azubi den Einstieg leichtgemacht: „Die erste Woche hat er bei mir im Gästezimmer gewohnt und den Alltag kennengelernt. Einmal habe ich ihn sogar mitgenommen zur Salsa-Veranstaltung nach Bielefeld. Das hat ihm gefallen.“ Inzwischen hat Zhang Zhongqing eine eigene Wohnung unweit von seinem Arbeitsplatz gefunden.

Die neue Wohnung hat der 33-Jährige seinem Chef zu verdanken, der seine Kontakte in Bad Laer genutzt und ihn damit bei der Wohnungssuche unterstützt hat. Der angehende Tischler benötigt noch aus einem anderen Grund mehr Platz in seinem neuen Zuhause: „Meine Frau wird in den nächsten Monaten zu mir nach Bad Laer ziehen. Sie beginnt in diesem Jahr bei einem Unternehmen in Bad Laer eine Ausbildung zur Industriekauffrau.“

Dann hofft er auch, bald seine achtjährige Tochter wieder zu sehen. Aufgrund seiner guten Erfahrungen kann sich Zhang Zhongqing gut vorstellen, langfristig mit der ganzen Familie in Deutschland zu leben und zu arbeiten: „Die Landschaft, die Leute und die Arbeit, das finde ich hier alles sehr schön.“ 

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